Die Geschichte des VW Käfers: Von der Idee zum Kultauto

Ein Kultauto
Der VW Käfer ist eine Automobillegende, die über Jahrzehnte hinweg die Straßen der Welt eroberte und zu einem Symbol für Zuverlässigkeit, Erschwinglichkeit und zeitloses Design wurde. Seine Geschichte ist eng mit den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts verwoben.
Die Anfänge

Die Ursprünge des VW Käfers reichen zurück in die 1930er Jahre. Damals erhielt Ferdinand Porsche den Auftrag, ein erschwingliches "Volksauto" zu entwickeln. Der sogenannte KdF-Wagen (Kraft durch Freude) sollte ein Auto für die breite Bevölkerung sein. Porsche entwickelte einen Prototypen mit luftgekühltem Boxermotor, 23,5 PS bei 3.300U/min und 985 cm³.
Vermutlich basierte das Chassis-Design teilweise auf Konzepten des ungarischen Ingenieurs Béla Barényi, der bereits in den frühen 1920er Jahren ein ähnliches Konzept entworfen hatte, diese These ist jedoch umstritten. Barényi wurde später als Pionier der Fahrzeugsicherheit bekannt.
Ähnlich ging es Josef Ganz, der bereits vor dem KdF-Wagen herrschende Standards in der Automobilindustrie kritisierte und sich für ein leicht erschwingliches Automobil einsetzte. Er hatte Prototypen angefertigt, mit technischen Merkmalen, die Ferdinand Porsche im KdF-Wagen überraschend ähnlich gebaut hat. Die von Ganz patentierten Entwicklungen wurden im Zuge des NS-Regimes enteignet und er musste aufgrund seiner jüdischen Konfession ins Exil fliehen.
Porsche hatte außerdem regen Austausch mit Hans Ledwinka, dessen Tatra 87 als Vorbild für den KdF-wagen gilt. So hat Ferdinand Porsche selbst gesagt, ihm für die eigene Entwicklung über die Schulter geschaut zu haben. Die parallelen waren im Enddefekt so auffällig, dass VW, als Folge rechtlicher Auseinandersetzungen, ca. 25 Jahre später 1,5 Millionen D-Mark an die Tatra-Erben zahlen musste.
Kriegs- und Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion des zivilen Wagens zugunsten von Militärfahrzeugen ausgesetzt. In der militärischen Variante des Kübel- und Schwimmwagens wurde der Motorhubraum auf 1.131 cm³ vergrößert, was die Leistung auf 25 PS ansteigen ließ.
Die eigentliche Serienproduktion des Autos begann erst nach Kriegsende, allerdings unter dem Namen Typ 1. Am 27. Dezember 1945 lief der erste VW Typ 1 unter britischer Militärverwaltung in Wolfsburg vom Band. Die ersten Fahrzeuge gingen als Reparationsleistungen an die Alliierten sowie an deutsche Behörden und Institutionen, wie die Reichspost und das Deutsche Rote Kreuz. Privatpersonen konnten den Typ 1 erst ab 1946 erwerben.
Wirtschaftswunder und Exporterfolg
In den Nachkriegsjahren entwickelte sich der PKW zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Die Produktion stieg rapide an:
1946: 10.000 Stück
1948: 20.000 Stück
1950: 90.000 Stück
Am 5. August 1955 wurde der millionste Volkswagen in Wolfsburg vom Band gerollt - ein VW Typ 1. Tausende Beschäftigte und Gäste feierten das Ereignis.
Der runde Wagen wurde zum Exportschlager:
1947 begann der Export in die Niederlande
1949 erreichten die ersten Typ 1 die USA, wo er den Spitznamen "Beetle" erhielt, zu beginn eher spöttisch und liebevoll gemeint
Ende 1953 wurde der Typ 1 bereits in 88 Länder exportiert

Technische Entwicklung
Die Entwicklung des Motors nach 1945 war geprägt vom Übergang zu superleichtem Elektron (eine Legierung von ca. 90% Magnesium und ca. 10% Aluminium) für die Motor- und Getriebegehäuse, wobei das Motorgehäuse des VW 38, der Prototyp des KdF, auch schon über eine solche Legierung verfügte. Die Vergrößerung des Hubraums auf 1.192 cm³ und die Überarbeitung der Zylinderköpfe führten zu einer Leistungssteigerung auf 34 PS.
Mit steigendem Wohlstand und höheren Ansprüchen der Bevölkerung folgten stärkere Motoren:
1953: 1,1-Liter-Boxermotor mit 30 PS bei 3.300 U/min
1965: 1,5-Liter-Boxermotor mit 44 PS bei 4.000 U/min
1970: 1,6-Liter-Boxermotor mit 50 PS bei 4.000 U/min
Rekorde und Meilensteine
Am 17. Februar 1972 übertraf der VW Typ 1, für den sich auch in Deutschland mittlerweile der Spitzname Käfer durchgesetzt hat, mit 15.007.034 produzierten Exemplaren den bisherigen Rekordhalter Ford Model T und wurde zum meistgebauten Auto der Welt. Bis 2002 sollte der Käfer diesen Titel halten, bis er vom Golf abgelöst wurde.
Das Ende einer Ära
Die Produktion des Käfers in Deutschland endete am 19. Januar 1978 im Werk Emden. Weltweit wurde der letzte Käfer am 30. Juli 2003 in Mexiko produziert, womit eine 65-jährige Produktionsgeschichte zu Ende ging. Insgesamt wurden 21.529.464 VW Käfer hergestellt, davon knapp 15,8 Millionen Stück in Deutschland.
Interessante Fakten
Zwei weniger bekannte Geschichten um den Käfer sind besonders bemerkenswert:
„Beetle Babies“: Zwischen 1964 und 1969 schenkte Volkswagen Eltern, deren Kinder in einem VW Käfer geboren wurden, Sparbriefe als Belohnung. Insgesamt gab es mindestens 125 solcher „Beetle Babies“.
Der VW Käfer war eines der ersten Serienfahrzeuge, das eine Drehstabfederung verwendete. Dieses innovative Federungssystem, das in den 1930er Jahren eingeführt wurde, ermöglichte eine kompakte Bauweise und eine bessere Anpassung an unterschiedliche Straßenverhältnisse. Die Drehstabfedern bestanden aus gebündelten Flachstahl-Federblättern und wurden sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse eingesetzt (an der Hinterachse allerdings eine quereingebaute Pendelachse mit Drehstäben). Diese Konstruktion blieb bis 1970 erhalten, bevor sie durch modernere Systeme ersetzt wurde.
Der Käfer in der Popkultur
Der VW Käfer hat sich tief in die Popkultur eingegraben und ist weit mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Er wurde zu einem Symbol für eine ganze Generation und taucht in zahlreichen Filmen, Büchern und Musikstücken auf.
Film und Fernsehen
Einer der bekanntesten Auftritte des Käfers in der Filmwelt ist sicherlich die "Herbie"-Reihe. Der weiße Käfer mit der Nummer 53 hatte seinen ersten Auftritt 1968 in "Ein toller Käfer" und begeisterte seitdem Generationen von Zuschauern mit seinen menschlichen Zügen und seinem Rennfahrertalent.
Auch in anderen Filmen spielte der Käfer eine wichtige Rolle. In "Footloose" (1984) fährt der Hauptcharakter Ren McCormack einen gelben VW Käfer, der zu seinem Markenzeichen wird. In der romantischen Komödie "Noch einmal Ferien" (2006) unternimmt die Protagonistin ihre letzte große Reise in einem blauen Käfer Cabrio.
Musik
Der Käfer hat auch in der Musikwelt seine Spuren hinterlassen. Die Beatles verwendeten auf dem Cover ihres Albums "Abbey Road" einen weißen VW Käfer, der im Hintergrund parkt. Die Nummernschildnummer LMW 28IF führte zu wilden Spekulationen unter Fans, die darin einen versteckten Hinweis auf Paul McCartneys angeblichen Tod sahen.
Bob Dylan erwähnte den VW in seinem Song "From A Buick 6", und die Beach Boys sangen in "Fun, Fun, Fun" über ein Mädchen, das den T-Bird ihres Vaters stiehlt - in der deutschen Version wurde daraus ein VW Käfer.
Kunst und Design
In der Kunstwelt wurde der Käfer ebenfalls zu einer Ikone. Der Pop-Art-Künstler Andy Warhol verewigte den Käfer in einer seiner berühmten Siebdruckserien. Die klare, funktionale Form des Käfers inspirierte auch viele Designer und Architekten.
Werbung und Marketing
Die Werbekampagnen für den VW Käfer sind legendär. Besonders die "Think Small"-Kampagne der 1960er Jahre in den USA gilt als Meilenstein der Werbegeschichte. Sie spielte bewusst mit der unkonventionellen Form und Größe des Käfers und machte seine vermeintlichen Schwächen zu Stärken.
Sammlerstück und Oldtimer
Heute ist der VW Käfer ein begehrtes Sammlerstück. Oldtimertreffen und Käfer-Clubs auf der ganzen Welt zeugen von der anhaltenden Faszination für dieses Automobil. Besonders die seltenen Sondermodelle wie der "Jeanskäfer" oder der "Gelb-Schwarze Renner" erzielen bei Auktionen Höchstpreise.
Der VW Käfer hat sich von einem einfachen Fortbewegungsmittel zu einem kulturellen Phänomen entwickelt. Er steht für eine bestimmte Lebenseinstellung, für Freiheit, Individualität und eine Zeit des Aufbruchs. Auch Jahrzehnte nach Produktionsende bleibt der Käfer ein fester Bestandteil unserer Popkultur und wird wohl auch in Zukunft die Herzen von Autofans und Nostalgikern höher schlagen lassen.
Der VW Käfer: Eine Ikone im PS.SPEICHER
Der Volkswagen Käfer ist mehr als nur ein Auto – er ist ein Symbol des Wirtschaftswunders, der Freiheit und des kulturellen Wandels. Im PS.SPEICHER in Einbeck wird diese Automobillegende in all ihren Facetten gewürdigt. Von historischen Modellen bis hin zu besonderen Veranstaltungen bietet der PS.SPEICHER eine einzigartige Plattform für Käfer-Enthusiasten.
Lust darauf, Käfer und viele weitere Fahrzeuge in Szene gesetzt zu sehen? Hier gibt’s Tickets
Käfer in der Erlebnisausstellung und Sammlung Automobil

In der Erlebnisausstellung des PS.SPEICHER sowie in der Sammlung Automobil können Besucher verschiedene Modelle des VW Käfers bewundern. Diese Fahrzeuge erzählen die Geschichte des Käfers und des Vorläufers, der KdF-Wagen, von seinen Anfängen als „Typ 1“ bis zu seinen späteren Varianten, die weltweit Kultstatus erreichten. Die Ausstellung bietet einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung dieses Klassikers und seine Bedeutung für die Automobilgeschichte. Auch in der aktuellen Sonderausstellung „Weißt du noch…?“ steht ein Käfer, jedoch schaut er seinem damaligen Konkurrenten ins Gesicht.
Lust bekommen auf die Erlebnisausstellung?
Um das Erlebnis rund zu machen empfehlen wir auch noch die Sammlung Automobil.
Fotos und Modelle für Zuhause
Für alle, die ihre Begeisterung für den Käfer mit nach Hause nehmen möchten, gibt es gleich mehrere Möglichkeiten:
Retro Ride Gallery: Hier können hochwertige Fotos des VW Käfers erworben werden, die sich perfekt als Dekoration oder Sammlerstücke eignen.
Online-Shop: Für Modellauto-Fans bietet der Shop ein detailgetreues Modell des VW Käfer Cabrio 1303 an – ein Muss für jeden Liebhaber klassischer Fahrzeuge.
Oldtimer-Verleih: Lust darauf selbst Käfer zu fahren?
Wer den Käfer nicht nur bewundern, sondern auch selbst fahren möchte, kann ihn im PS.SPEICHER mieten. Der Oldtimer-Verleih bietet eine Vielzahl von historischen Fahrzeugen an, darunter auch den VW Käfer. Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, das Fahrgefühl eines Klassikers zu erleben und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. Die Vermietung ist von April bis Oktober möglich, ideal für einen Roadtrip durch die malerische Umgebung von Einbeck.
Das Samtrote Käfertreffen 2024

Ein Highlight für alle Käfer-Fans war das samtrote Käfertreffen, das am 15. Juni 2024 im PS.SPEICHER stattgefunden hat. Dieses Event feierte den legendären Samtroten Sonderkäfer und brachte Besitzer und Bewunderer zusammen. Neben der Ausstellung gab es spannende Vorträge, Präsentationen und eine gemeinsame Ausfahrt durch die malerische Umgebung von Einbeck – ein unvergessliches Erlebnis für alle Teilnehmenden.

Modellautoausstellung im Herbst
Im Herbst dieses Jahres eröffnet eine neue Modellautoausstellung im PS.SPEICHER. Diese Sonderausstellung wird eine beeindruckende Sammlung von Miniaturfahrzeugen präsentieren, darunter auch zahlreiche VW Käfer-Modelle. Sie bietet eine perfekte Gelegenheit, die Vielfalt und Detailtreue dieser kleinen Kunstwerke zu entdecken.
Fazit
Der VW Käfer ist im PS.SPEICHER nicht nur ein Ausstellungsstück, sondern ein lebendiges Stück Geschichte. Ob bei einem Besuch der Erlebnisausstellung, dem Kauf eines Modells oder Fotos, dem Fahren eines gemieteten Käfers oder bei einem Event wie dem Samtroten Käfertreffen – hier wird die Leidenschaft für den Käfer auf vielfältige Weise erlebbar gemacht.
Wer jetzt inspiriert ist, aber keinen eigenen Käfer hat, kann gerne vorbeikommen und sich die Autos in echt angucken, fahren und als Erinnerung auch noch ein Modellauto oder ein Bild mitnehmen.
Hier geht's nochmal zu den Tickets: